Offener Brief an Herrn ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz

Sehr geehrter Her Dr. Wrabetz, 

Es ist nur mehr unerträglich. Fast täglich um 20:15 in den Öffentlichrechtlichen ORF, ARD, ZDF, Bayern nur mehr Krimi, Krimi, Krimi, Krimi …. Nicht einmal die Privaten kriminalisieren derart. 

Zum Programm ORF 2, Sonntag, 28. März 2021 

Hauptabend, 20:15: Im Abgrund, TV-Thriller, D 2020, Tipp Tele-Magazin: Ein Kindermörder wird auf freien Fuß gesetzt, „Dann verschwindet in der Gegend erneut ein Kind … Atmosphärisch dicht, emotional, unheimlich, spannend.“ 

Erst spät am Abend 

23:05: Erde unter Wasser – Wohnen im Klima-Chaos, Dokumentation Deutschland 2019 

23:50: Erde, Dokumentarfilm, Österreich 2019 (Tele-Magazin Tipp S. 6: ein „epochaler Film“ von Nikolaus Geyrhalter

Wo bitte bleibt der Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen ORF angesichts der sich abzeichnenden Erderwärmung und Klima-Katastrophe?? Diese Sendungen erst spätabends und nicht im Hauptabendprogramm anzusetzen, ist nicht nur ein Armutszeichen sondergleichen, sondern auch eine klare Verfehlung seiner gesetzlich vorgegebenen Aufgaben: 

Öffentlich-rechtlicher Kernauftrag gemäß Bundesgesetz über den Österreichischen Rundfunk: 

„§ 4. (1) Der Österreichische Rundfunk hat durch die Gesamtheit seiner gemäß § 3 verbreiteten Programme und Angebote zu sorgen für: 

1. die umfassende Information der Allgemeinheit über alle wichtigen politischen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und sportlichen Fragen;“ 

Anscheinend verfolgt der ORF in erster Linie den Bildungsauftrag, die Bevölkerung darüber aufzuklären, wie ein Verbrechen perfekt hinzubekommen oder zu verhindern ist. Nicht aber, wie die Erde gerettet werden kann. Nichts gegen Krimis im Allgemeinen, aber Öffentlichrechtliche wie der ORF haben nicht nach billiger Quote im Hauptabendprogramm zu schielen, sondern zu dieser Zeit Quote mit aktuellen, die gesamte Bevölkerung – und vor allem auch die Jugend – betreffenden, herausfordernden Themen zu erzielen, indem diese so aufbereitet und diskutiert werden, das die Aufmerksamkeit aller geweckt wird. 

Mit hoffnungsvollen Grüßen, 

Hannes Tretter, Vorstandsvorsitzender des Wiener Forums für Demokratie und Menschenrechte